Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und unzählige Pilz-, Flechten- und Moosarten leben hier.
Zu den auffälligsten Streuobstbewohnern zählen die Vögel: Halsbandschnäpper, Wendehals, Gartenrotschwanz und Grünspecht fühlen sich auf Streuobstwiesen pudelwohl. Daneben leben hier Wildbienen, Schmetterlinge, Heuschrecken und Käfer sowie Siebenschläfer, Hermeline und Igel.
Auch unter den Pflanzen ist der Reichtum groß. Neben den alleine in Deutschland rund 3.000 (!) verschiedenen Obstsorten blühen hier auch Orchideen und unzählige andere faszinierende Kräuter und Gräser.
Streuobstwiesen gibt es nicht von Natur aus. Sie sind erst entstanden, als die Menschen anfingen, Obst anzubauen und die Bäume verstreut auf ihren Wiesen anzupflanzen. Streuobstwiesen gehören daher zu den klassischen Kulturlandschaften. Wie Wacholderheiden und Mähwiesen können sie ohne Bewirtschaftung nicht bestehen.
Ihren besonderen Wert für die Natur erhalten Streuobstwiesen durch die vielfältigen Strukturen, die darauf zu finden sind:
In den vielfältigen Streuobstwiesen findet jeder Bewohner sein Plätzchen und das, was er zum Leben braucht. Oft sind das ganz unterschiedliche Ansprüche, aber das macht ja nichts: Die Streuobstwiesen bieten für jeden etwas.
… gab es natürlich noch keine Streuobstwiesen. Wo haben damals diese vielen Tier- und Pflanzenarten gelebt? Bevor der Mensch die Landschaften geprägt hat, haben sie ihren Lebensraum in der freien Natur gefunden, weil diese damals noch ganz anders aussah.
Am Beispiel des Gartenrotschwanzes lässt sich das leicht verdeutlichen: Dieser Vogel lebte ursprünglich wohl in lichten Wäldern. Also in Wäldern, in denen die Bäume nicht dicht an dicht stehen, sondern in denen viel Platz und Licht vorherrscht. Weil die Wälder damals nicht bewirtschaftet waren, gab es damals solche lichten Wälder viel mehr als heute.
Wenn beispielsweise ein Sturm oder Borkenkäfer hektarweise Wald zum Absterben gebracht haben, entstanden dort solche lichten Strukturen, auf denen – ähnlich wie heute auf Streuobstwiesen – der Gartenrotschwanz alles fand, was er zum Überleben brauchte. In kleinem Maßstab lässt sich das heute in den Nationalparks beobachten, etwa im Nordschwarzwald. Da es von diesen natürlichen Wäldern nur noch wenige Reste gibt, haben sich die Tiere eine neue Bleibe gesucht – und sind auf den Streuobstwiesen fündig geworden.